Historische Hitze bestimmt Wetterjahr 2019  

  27 Dezember 2019    Gelesen: 796
Historische Hitze bestimmt Wetterjahr 2019  

Wie bereits im Vorjahr spart auch 2019 nicht mit beispielloser Hitze und Wetterextremen. Zwar reicht es am Ende nicht ganz für Platz eins, für einen Temperaturrekord aber allemal: Nie zuvor überstieg das Thermometer 40 Grad so häufig wie in diesem Jahr, zieht n-tv Meteorologe Björn Alexander Bilanz.

Ein außergewöhnliches Wetterjahr geht zu Ende. Allen Extremen voran dürfte wohl vielen von uns besonders die historische Hitze im Juli in Erinnerung bleiben. Der ursprüngliche Hitzerekord wurde um mehr als zwei Grad überboten. Das sind in der Meteorologie Welten. Außerdem erlebten wir drei Tage hintereinander Temperaturen jenseits der 40 Grad-Marke. Auch das hat es in Deutschland seit Beginn der regelmäßigen Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881 noch nie gegeben.

Und auch bei der Einordnung des Gesamtjahres spielt 2019 ganz oben mit. Am Ende wird es zwar für den ersten Platz nicht reichen. Denn der wird vom Jahr 2018 mit einer positiven Abweichung von 2,3 Grad belegt. Jedoch liegen wir in etwa gleichauf mit dem Jahr 2014. Das hatte am Ende einen Temperaturüberschuss von gut 2,1 Grad - verglichen mit dem geltenden Klimazeitraum von 1961 bis 1990. Dementsprechend liegt 2019 schlussendlich unter den Top drei der wärmsten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen.

Hier der Überblick:
Januar: Der Jahresbeginn brachte uns Tiefdruckeinfluss und es regnete und schneite, sodass das Niederschlagssoll am Ende übererfüllt war. Fast 140% des ansonsten üblichen Niederschlags sind zusammengekommen. Am meisten fiel in den Staulagen der Gebirge. Damit rangierte auch der Alpenrand ganz vorneweg. Dort fiel fast durchweg Schnee. Und das bescherte den Nordalpen Schneemengen, die in Summe teils über 10 Meter lagen mit einer entsprechenden Lawinensituation. Im Anschluss daran setzte sich zur Monatsmitte eine Wetterberuhigung mit zum Teil ziemlich winterlichen Temperaturen durch. Die tiefsten Werte gab es mit -18,6 Grad in Deutschneudorf-Brüderwiese in Sachsen am 21. Januar und mit -18,1 Grad im bayerischen Oberstdorf am 22. Januar. Unbeständiger mit einer schwankenden Schneefallgrenze ging es dann in Richtung Monatswechsel. Wiederholt mit milderer Luft, die am 27. Januar für die höchste Temperatur des Monats sorgte: Elf Grad in Rheinfelden in Baden-Württemberg.

Klimacheck Januar: 1,1 Grad zu warm, 138 Prozent Niederschlag, knapp 100 Prozent Sonne.

Februar: Der letzte Wintermonat zeigte ein ganz anderes Gesicht. Unter Hochdruckeinfluss dominierten fast schon frühlingshaftes Wetter mit über 130 Sonnenstunden im Durchschnitt. Das ist fast doppelt so viel wie im Durchschnitts-Februar. Dementsprechend warm war es am Ende auch. Am 27. Februar vermeldeten mehrere Stationen Spitzenwerte jenseits der 21 Grad. Am wärmsten war es in Saarbrücken-Burbach mit 21,7 Grad - oft gab es neue Stationsrekorde im zweiten und dritten Monatsdrittel, die sogenannte Dekadenrekorde. Dass es am Ende nicht für einen neuen Rekord-Februar gereicht hat, liegt maßgeblich daran, dass es auch in der Vergangenheit schon mal sehr mild durch den Februar ging. Vorneweg marschierte der Februar 1990 mit fast 5,5 Grad über dem langjährigen Mittelwert. Doch auch die positive Abweichung von 3,7 Grad im Februar 2019 ist natürlich alles andere als winterlich.

Klimacheck Februar: +3,7 Grad, 67 Prozent Niederschlag, 172 Prozent Sonne.

März: An den zu warmen Temperaturen änderte sich nicht viel. Der März brachte es am Ende auf mehr als drei Grad nach oben. Damit erlebten wir bereits den zwölften zu warmen oder deutlich zu warmen Monat in Folge. Jedoch waren die Wetterlagen ganz andere. Die wettersteuernde Strömung war ziemlich stramm unterwegs und brachte uns immer wieder Tiefdruckgebiete mit teils stürmischen Winden und richtig viel Regen. Die stärkste Windböe gab es am 10. März auf dem Feldberg im Schwarzwald mit 163,8km/h. Und auch in den tieferen Lagen donnerte der Wind teilweise mit Orkanstärke: 126,4km/h in Alsfeld oder 123,5km/h in Leipzig/Halle. Direkt im Anschluss folgte auch die nasseste Phase. Am 15. März vermeldeten die Wetterstationen verbreitet eine Tagessumme von 30 bis 90 Litern Regen pro Quadratmeter. Das sorgte zwar schon mal eine kleine Entspannung der Trockenheit, die uns ja das Dürrejahr 2018 gebracht hatte. Aber bis zu einer nachhaltigen Entspannung sollten wir noch bis zum Herbst warten müssen. Zumal der April direkt mal in eine ganz andere Kerbe schlug.

Klimacheck März: +3,1 Grad, 131 Prozent Niederschlag, 104 Prozent Sonne.

April: Grundsätzlich war der April zwar phasenweise wechselhaft. Allerdings hielten sich die Niederschläge sehr in Grenzen, sodass sich die Trockenheit aufs Neue verschärfte. Außerdem gab es viel Sonne und zum Teil bereits fünf oder sechs Sommertage - also mit Temperaturen jenseits von 25 Grad. Am wärmsten war es am 24. April in München und Kitzingen mit 28,1 Grad. Den Tiefpunkt des Monats erlebten wir in der Monatsmitte als es zwischen dem 11. und dem 14. April gerne mal für Frost und neue Rekorde im zweiten April-Drittel reichte. Unterm Strich konnte aber auch dieser kühlere Abschnitt nichts daran ändern, dass der April über zwei Grad zu warm ausfiel und dass wir damit den 13. zu warmen Monat in Folge erlebten. Ein absolutes Novum seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.

Klimacheck April: +2,3 Grad, 57 Prozent Niederschlag, 143 Prozent Sonne.

Mai: Die überhitzte Phase geht zu Ende. Ausgerechnet der Wonnemonat startet direkt mal mit Polarluft und Schnee bis in die mittleren und unteren Berglagen. Und weil die Kälte bis über die Eisheiligen und die Monatsmitte hinaus anhielt, war der Mai schlussendlich rund einen Grad zu kalt. Die Anzahl der Sommertage war demzufolge ebenfalls sehr übersichtlich: maximal ein bis drei Tage brachte uns der Mai. Häufig fielen die Sommertemperaturen jenseits der 25 Grad sogar komplett aus. An Hitzetage über 30 Grad war gar nicht zu denken und stattdessen bekamen wir eher frostige Nächte mit vielen neuen negativen Dekadenrekorden.

Klimacheck Mai: -1,0 Grad, 116 Prozent Niederschlag, 90 Prozent Sonne.

Juni: Der Maikälte folgte ein Juni, der es wirklich in sich hatte. Er holte so ziemlich alles auf, was der Vormonat versäumt hatte. Vor allem in der Osthälfte gab es recht verbreitet 24 bis 28 Sommertage mit mehr als 25 Grad. In Coschen in Brandenburg erlebten die Menschen sogar 16 Hitzetage mit über 30 Grad. Somit lag auch die bundesdeutsche Hitzespitze im Osten. Die bisher höchste Temperatur in einem Juni wurde am 30. Juni mit 39,6 Grad in Bernburg an der Saale vermeldet. Der alte Rekord lag übrigens bei 38,5 Grad. Zudem wurden besonders im letzten Junidrittel zahlreiche Rekorde an verschiedenen Wetterstationen gemeldet. Unterm Strich sorgte die Hitze dafür, dass wir in diesem Jahr den heißesten Juni seit Aufzeichnungsbeginn erlebt haben. Ein Plus von 4,5 Grad. Das war sogar noch heißer als im Fabelsommer 2003. Damals brachte es der Juni auf ein Plus von 3,9 Grad. Gleichzeitig sorgten Hitze und Sonne sowie nur zwei Drittel des ansonsten üblichen Regens im Juni für eine weitere Verschärfung der Dürre.

Klimacheck Juni: +4,5 Grad, 67 Prozent Niederschlag, 149 Prozent Sonne.

Juli: Betrachtet man die Eckdaten des Julis, dann fällt überhaupt nicht auf, wie beispiellos er war. Denn maximal um die neun bis elf Hitzetage bei knapp zwei Grad Temperaturabweichung lassen für sich alleine nicht auf einen solchen Sommermonat schließen. Im Detail sah das aber ganz anders aus. Die erste Juli-Hälfte war durch kühle Nordwinde zum Teil zwei Grad zu kalt und brachte sogar neue Negativ-Dekadenrekorde, bevor es in eine sogenannte Omega-Wetterlage ging. Und die brachte die beispiellose Hitzewelle. Besonders im Westen. Die Temperaturen erreichten an drei Tagen hintereinander die 40 Grad. Das alleine war zuvor eigentlich unvorstellbar gewesen. Ebenso wie der nächste Rekord, der während dieser Phase pulverisiert wurde.

Damit wurde bekanntlich nämlich auch der deutschlandweite Allzeit-Temperaturrekord geknackt. Und das direkt mehrfach: Lingen in Niedersachen mit 42,6 Grad, Tönisvorst und Duisburg-Baerl mit 41,2 Grad, Köln-Stammheim mit 41,1 Grad oder Kleve und Bonn-Roleber mit 40,9 Grad. Und diese Liste ließe sich mit rund 50 weiteren Orten ergänzen, an denen die 40 Grad-Marke am 25.07. erreicht oder überschritten wurde. Das gab es seit Beginn der Wetteraufzeichnungen noch nie. Der letzte Temperaturrekord vor dieser Hitzewelle lag bei 40,3 Grad aus dem August 2015. Bei allen nachfolgenden Diskussionen um die Lage der Wetterstation in Lingen ob der Lage des Messfühlers gilt: in der Fläche gab es noch niemals eine derartige Hitze. Und auch die Trockenheit war zu diesem Zeitpunkt so schlimm wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Denn auch der Juli brachte nur zwei Drittel des ansonsten üblichen Regensolls.

Klimacheck Juli: +2,1 Grad, 66 Prozent Niederschlag, 108 Prozent Sonne.

August: Der August brachte uns eine kleine Achterbahnfahrt: sommerlicher Anfang, kühle Mitte, heißes Ende. Damit erlebten die meisten von uns die größte Hitze mit Werten bis 35,6 Grad in Bernburg/Saale (28.08.) erst zum Monatsende. Dementsprechend war der August zwar nicht so außergewöhnlich wie seine zwei Vorgänger. Allerdings ging der meteorologische Dreiklang, der uns - von wenigen Ausnahmen mal abgesehen - seit dem März 2018 begleitete, weiter: zu warm, recht sonnig und vor allem viel zu trocken.

Klimacheck August: +2,6 Grad, 85 Prozent Niederschlag, 114 Prozent Sonne.

September: Mit dem Monatswechsel ging die Hitze zu Ende und es empfing uns ein Wechselspiel der Temperaturen. Unterm Strich blieb es aber häufiger frisch, so dass wir oft nur zwei bis fünf Sommertage erlebten. Lediglich der Oberrhein knackte an bis zu zehn Tagen die 25 Grad-Marke. Endlich mal wieder so etwas wie richtiger Herbst, nachdem dieser in 2018 ja komplett ausgefallen war. Und zumindest gab es durch das wechselhaftere Wetter endlich auch mal eine kleine Entspannung der Dürre.

Klimacheck September: +0,8 Grad, 117 Prozent Niederschlag, 108 Prozent Sonne.

Oktober: Die nasse Phase vom Septemberende zog sich im Oktober weiter fort und damit wurde dann auch die Trockenheit endlich nachhaltig beendet. Besonders heftig regnete es zum Monatsanfang und zur Mitte des Monats mit Tagesmengen von zum Teil über 100 Litern pro Quadratmeter. Gegen Monatsende sorgte dann ein Schwall Kaltluft vielerorts für die ersten frostigen Nächte. Am kältesten war es - mal abgesehen von Deutschlands höchstem Berg der Zugspitze, in Sohland an der Spree mit - 7,7 Grad am 31.Oktober.

Klimacheck Oktober: +1,8 Grad, 151 Prozent Niederschlag, 95 Prozent Sonne.

November: Gerade in der ersten Monatshälfte verlief oft unter Tiefdruckeinfluss und dabei gab sich auch der Winter ein erstes Stelldichein. Definitiv ein erster Hoffnungsschimmer für die Freunde von Eis und Schnee. Zumal die Südalpen so heftig einschneiten wie seit mindestens drei Jahrzehnten nicht mehr. Und auch die Eifel bekam um die 19.11. herum mal knapp 20 Zentimeter Schnee.

Klimacheck November: +1,2 Grad, 90 Prozent Niederschlag, 81 Prozent Sonne.

Dezember: Auch wenn zwischenzeitlich mal vieles auf einen nachhaltigen Wintereinbruch hindeutete, so setzten sich schlussendlich doch die wärmeren Luftmassen aus Süden und Südwesten durch. Damit ist nun das Wetterjahr 2019 auf gutem Weg unter die heißesten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Am Ende wird es für Platz eins sehr nicht reichen. Hier liegt unangefochten 2018 mit einer positiven Abweichung von 2,3 Grad. Doch wir sind definitiv gleich auf mit dem bisher zweitwärmsten Jahr 2014 mit einer positiven Abweichung von etwa 2,1 Grad über dem langjährigen Durchschnitt.

Klimacheck bis jetzt: +3,4 Grad, 80 Prozent Niederschlag, 105 Prozent Sonne.


Quelle: ntv.de


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